Fotografie: Susanne Brill
Für ihre Inszenierung begann Yael Ronen unter dem Titel „Point Of No Return” im Juli 2016 einen Probenprozess, der gegenwärtige Beziehungen und die Zukunft des Sex unter dem Einfluss technologischer Entwicklungen untersuchen wollte: Dating-Apps, Körperimplantate und Cyber-Sex sollten Gegenstand der gemeinsamen Gespräche und Recherchen mit den Schauspielern werden. Am 22. Juli verübte plötzlich David S. in München einen Amoklauf, der die ganze Stadt in Aufruhr versetzte. Die Angst der Münchner Bürgerinnen und Bürger machte aus dem Attentat einen Terroranschlag mit 67 Zielen. Und auch die SchauspielerInnen erlebten diesen Abend auf je ihre Weise. Das Thema änderte sich schlagartig, jenes einschneidende Ereignis schien ein “Point Of No Return” zu sein. Gemeinsam mit den Schauspielern wandte sich Yael Ronen den komplexen psychologischen Dynamiken eines jeden Einzelnen während solcher Attentate und dem allgegenwärtigen Thema Terror zu. Jeder ist ist gefangen in der eigenen Reaktion, irgendwo zwischen realen Eindrücken und angstbesetzten Imaginationen und den durch Medien vemittelten, unbewussten Bildern, aus denen es – wie es scheint – kein Weg zurück gibt. Dabei verwebt sich an diesem Abend auch die permanente Bühnensituation, die Realität der Schauspieler mit Fiktion und Realität, unsere westliche privilegierte Perspektive, die eigene Selbstbezüglichkeit und die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe eines jeden auf der Bühne mit den realen Geschehnissen in der Welt.
„Point Of No Return“ bezeichnet jene einschneidenden Momente, an denen etwas nicht mehr rückgängig zu machen ist. In der Geschichtswissenschaft beispielsweise gilt er als der Zeitpunkt, an dem eine historische Entwicklung unwiderruflich ihren Lauf nimmt. Gleichzeitig lässt sich dieser Moment auf vielen Ebenen erforschen: Was bedeutet dieser „Point Of No Return“ auf der individuellen Ebene oder in seiner politischen Dimension – ein utopischer oder dystopischer Moment?
Darsteller:Niels Bormann, Dejan Bućin, Damian Rebgetz, Wiebke Puls, Jelena Kuljić